Einrichtung
Topografische Skizze von „Gut“ und KZ Maly Trostenez, angefertigt von Dieter Corbach, Köln 1992 (Quelle: NS-DOK Köln)
Im November 1941 hatte die Dienststelle des „Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Weißruthenien“ die etwa 200 Hektar große ehemalige Kolchose „Karl Marx“ in der Nähe des rund elf Kilometer südöstlich von Minsk gelegenen Dorfs Maly Trostenez beschlagnahmt, um dort ein rund vier Hektar großes „Landgut“ zu errichten, dass der Lebensmittelversorgung deutscher Einheiten im Minsker Gebiet dienen sollte. Zusätzlich wurden eine Mühle und ein Sägewerk, eine Schlosserei, Tischlerei, Schneiderei, Schusterei sowie ein Asphaltwerk und noch weitere Betriebe erbaut. Jüdische Männer und sowjetische Kriegsgefangene errichteten hier außerdem Baracken für etwa 600 hauptsächlich jüdische Zwangsarbeiter und deren Bewacher.
Der unmittelbare Anlass für den Ausbau und die Nutzung von Maly Trostenez als Vernichtungsstätte war die Wiederaufnahme der Deportationen nach Minsk im Frühjahr 1942. Im März 1942 wurde das Lager dazu mit einem dreifachen Stacheldrahtzaun umgeben, von denen der mittlere Strang elektrisch geladen war. Am Tor zum Lager wurde ein Wachlokal eingerichtet und die an allen Ecken des Lagers erbauten hölzernen Wachttürme rund um die Uhr mit Posten besetzt.
Nachdem das Lager Mitte März 1942 von Partisanen angegriffen und einige Wachen getötet worden waren, wurde die Anzahl der Wachtposten auf 250 erhöht, jede Baracke mit Stacheldraht eingezäunt und zudem durch weitere Wachtposten gesichert. Außerdem wurden um das gesamte Lager Laufwege für Wachhunde und MG-Posten angelegt. Ab Mitte April 1942 wurden zur Verstärkung schrittweise deutsche SS-(Unter-)Offiziere und lettische SS-Freiwillige nach Minsk verlegt.
Sämtliche Gebäude auf dem Lagergelände waren lediglich für den vorübergehenden Gebrauch ausgelegt, denn neben der überschaubaren landwirtschaftlichen Produktion verfolgte man in Maly Trostenez bald nur noch ein Ziel: Die massenhafte Ermordung von Menschen und den Raub ihrer Habseligkeiten. Anders als in den anderen zur Vernichtung von Menschenleben errichteten Lagern verzichtete man hier jedoch auf fest installierte Gaskammern, sondern nahm die Tötungen - darin Chemno (Kulmhof) vergleichbar - hauptsächlich durch Erschießungen vor, die auf einer schwer einsehbaren, intern als „Umsiedlungsgelände“ bezeichneten Lichtung des etwa einen Kilometer entfernt liegenden Waldes von Blagowschtschina durchgeführt wurden. Auch Gaswagen - zunächst vier, später bis zu zehn - wurden ab Juni 1942 in Maly Trostenz eingesetzt.